Lärm-Blitzer gegen Poser in Kalifornien und Frankreich

Mit Radarfallen, die zu laute Autos und Motorräder blitzen, will man in Kalifornien, Paris und der Schweiz in einem Pilotprojekt gegen Lärmsünder vorgehen ...

Mehrere Pilotprojekte starten mit Lärm-Blitzern gegen Lärmsünder durch. Zwar gehört der durch normale Benziner und Dieselfahrzeuge verursachte Verkehrslärm auch zur Kategorie "Lärmbelästigung", doch diese Geräuschkulisse ist hier nicht gemeint.

Autoposter mit PS-starken Motoren, die eine Lautstärke entwickeln können, die der von Düsenjets gleicht, stehen zunehmend im Visier der Polizei. Mit neuer Technik und speziellen Überwachungsgeräten wollen einige lärmgeplagte Städte wie Kalifornien, Paris, Toulouse, Nizza oder Lyon gegen Lärm-Poser vorgehen und für etwas mehr Ruhe sorgen. Auch in Mannheim, Hamburg und anderen deutschen Städten stehen Spezialistenteams der Verkehrspolizei im Einsatz, um Krachmacher der Poser-Szene auf die Regeln hinzuweisen und bei zu laut aufheulenden Motoren Bußgelder anzuordnen.

Sogar die Schweiz macht mit und setzt von einem Unternehmen in Genf entwickelte Radargeräte als Prototypen ein, um Pegel-Rowdys auf einer Landstraße Nahe Bern zu stellen. Die intelligenten Sensoren sind an einem Strommast installiert und in der Lage, Straßenlärm von anderen Geräuschen zu unterscheiden (Quelle: br.de). Doch vorerst wird hier nicht geblitzt, sondern nur mit einer LED-Anzeige (Dialog-Display) auf den dB-Messwert hingewiesen und bei angepasster Lärmschwelle mit einem „Danke“ gelobt oder bei überhöhtem Pegel mit einem „Leiser“ getadelt.

Fotos von: Mateusz Zdrza?ek from Pixabay (Lautsprechersymbol); Jonas Rhyner on Unsplash (gelber Ferrari) und Bruitparif.fr (Méduse Lärm-Blitzer)

Kalifornien geht gegen "Lärmverschmutzung" vor

Während Kalifornien schon jetzt als Vorreiter beim Klimaschutz gilt und ab 2035 nur noch klimaneutrale (emissionfreie und leisere) Autos in der sonnigen Metropole verkauft werden sollen, möchte der US-Bundesstaat den Geräuschpegel im Stadtverkehr aber noch früher senken und die sogenannte Noise Pollution reduzieren (Quelle: autoweek.com – New Yorker Online-Automobil-Magazin).

In Kalifornien gibt es dazu jedoch bislang kein generelles Lärmschutzgesetz. Allerdings ist es nach den Richtlinien des kalifornischen Strafgesetzbuches (Abschnitt 415) verboten, wissentlich Lärm zu verursachen und es drohen bis zu 90 Tage Gefängnis und/oder eine Geldstrafe von maximal 400 US-Dollar. Ein zu lauter Auspuff – in Kalifornien sind 95 dB für Autos und 80 dB für Motorräder erlaubt – kann demnach nicht nur teuer werden, sondern sogar bei schwerer Missachtung mit Gefängnis bestraft werden.

Doch damit Beamte eine konkrete Grundlage zum Einhalten der Richtlinien haben, können sie sich nicht nur auf ihr Gehör verlassen. Sie benötigen sowohl Gesetze als auch die notwendige Messtechnik. Deshalb wird in Kaliforniern zurzeit ein neues Gesetz verhandelt, dass automatisierte Sensoren und Kameras erlaubt, um Dezibel-Grenzwerte für Fahrzeuge durchzusetzen. Die fünfjährige Testphase soll ab Januar 2023 in sechs Städten beginnen. Wer in Kalifornien zum ersten Mal bei der akustischen Überwachung durch einen Lärmradar erwischt wird, kommt gemäß autoweek.com erst einmal mit einer mündlichen Verwarnung davon.

Der Gesetzesentwurf fordert, dass Autofahrende durch Beschilderung darauf hingewiesen werden, bevor sie eine solche Messzone befahren. Auch in der Schweiz stehen entsprechende Schilder zur Warnung.

 

Fotos von: mohamed Hassan auf Pixabay (Noise Pollution); Bruitparif.fr (Medusa-Lärmmessung mit Audiosensoren in Frankreich)

Deutschland: Keine Lärmblitzer, dafür Poserpolizei gegen zu laute Fahrzeuge

Auch in Deutschland ist in der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) geregelt, wie laut ein Fahrzeug sein darf: Es gelten Geräuschgrenzwerte von 72 bis 75 Dezibel. Werden diese überschritten können seit dem neuen Bußgeldkatalog von 2020 schon mal 100 Euro (zuvor 20 Euro) fällig werden.

Ein Beschluss, der Messungen durch Lärmblitzer vorschriftsmäßig reguliert, fehlt derzeit noch. Allerdings hält das die Ordnungshüter nicht davon ab, trotz dessen Lärm-Sünder gezielt zu kontrollieren. Sie postieren sich auf den bekannten Poser-Meilen der großen Städte, meist Straßen mit vielen Cafes und Restaurant-Gästen, und fischen die Störenfriede heraus, um dann die dB-Einheiten mit dem Autofahrer gemeinsam zu messen, ähnlich wie bei einem Alkoholtest. Auch wenn keine intelligenten Sensoren zum Einsatz kommen, hat sich dieses Vorgehen in Deutschland bewährt, da manch ein Lärmverursacher durchaus Einsicht zeigt und sogar der Poser-Szene den Rücken kehrt.

Paris setzt Medusa-Blitzersystem ein

Im Osten und Nodwesten von Paris (20. bzw. 17. Arrondissement) wurden laut dem Online-Newskanal Euronews bereits Sensoren zur Lärmmessung an Ampeln und Laternenmasten installiert. Seit September 2019 kommt dort das Blitzersystem namens Méduse zum Einsatz (Quelle: motorradonline.de). Es wurde von der französischen Umweltorganisation Bruitparif entwickelt und belauscht nicht nur Baustellenkrach, sondern auch den Straßenverker. Diverse optische Sensoren und vier Mikrofone, die wie in einem Tetraeder positioniert sind, ermöglichen dies. Dabei fotografiert Medusa auch Motorräder von hinten. Übrigens gilt in Frankreich die Halterhaftung, nicht die Fahrerhaftung, wie es noch in Deutschland der Fall ist, so dass ein Helm kein Schutz vor Strafe ist.

Verstöße werden wohl aber erst ab Herbst 2023, spätestens aber im Frühjahr 2023 mit einer Geldbuße von 135 Euro geahndet. Amüsanterweise reduziert sich die Geldstrafe auf 90 Euro, wenn die Zahlung innerhalb von 15 Tagen erfolgt (Quelle: Euronews.com).